Zwar erscheint Steffi in der Starterliste noch unter SV Ottobrunn, weil die Anmeldung bereits 2019 erfolgte und die Roth Challenge bekanntermaßen im letzten Jahr ausfiel. Trotzdem war sie gedanklich als X-RunnerIn unterwegs. Vereinsfarben wurden ohnehin durch ein Deutschlandoutfit ersetzt, weil Steffi in der AK50 neben der Deutschen Meisterschaft (DM) für Germany in der EM Wertung startete. Soviel zur Vorrede, jetzt rein ins Renngeschehen.
Der Tag beginnt schon mit perfekten Bedingungen. Als es 7:30 Uhr ins 18 Grad kühle Wasser geht, wärmt neben dem Neopren auch schon die Sonne. Tolle Stimmung und der Nebel lichtet sich über dem Kanal. Jetzt heißt es, ordentlich durch das Wasser zu pflügen, sich dabei zu orientieren und sich nicht wegboxen zu lassen. Nach 1h17min „eher im Zickzackkurs“ sind die 3,8 km abgespult, auf Platz 106 (Frauen total, 210 am Start) ab in die Wechselzone und rein in die Radschuhe bzw. sonstige Ausrüstung für den „Ritt auf der Rennmaschine“. Dabei lieber ein paar Sekunden mehr Zeit nehmen, dass auch alles sitzt. Das sind Erfahrungswerte aus den vorherigen zwei Roth-Einsätzen auf der Langdistanz. Die Radstrecke ist in diesem Jahr neu. Das fordert besondere besondere Aufmerksamkeit, wenn die Strecke im Ort plötzlich rechtwinklig abbiegt und man den Kopf noch unten im Tunnel hat. Das ganze findet zudem am Ende einer schnellen Abfahrt statt. Die Strecke ist ein paar Kilometer kürzer (knapp 170km), dafür sind aber mit 1.400 Höhenmetern in Summe auch einige Anstiege dazu gekommen. Die Ernährung war diesmal perfekt ausgeklügelt. Alle 20 Kilometer erfolgt die gezielte Nahrungszuführung. Trotz der langen Zeit im Sattel bleibt keine Zeit zum Nachdenken, volle Konzentration ist angesagt. Nach hinten raus wird es anstrengend, die letzten 30 Kilometer zehren und es gehen ein paar Plätze verloren. Nach einer Radzeit von 5h42min kommt Steffi als 123. in die Wechselzone. Beim Anziehen der Laufschuhe muss einmal mehr alles perfekt passen. Auch einen Augenblick sitzen, sich sammeln und durchatmen gönnt sich unsere Athletin. Jeder der Triathlon kennt und verfolgt, weiß, dass das Rennen jetzt erst wirklich beginnt. Steffi ist eine exzellente Läuferin und hat mit Jochen auch ihren Mann und Coach dabei. Er ist den ganzen Tag in Aktion und noch aufgeregter als die Wettkämpferin. Trotz müder Gedanken (auch der Biergarten wäre eine nette Alternative) geht Steffi beherzt auf die Laufstrecke. Diese führt von Roth zum Kanal, dann lange Zeit an diesem entlang, mal in die eine Richtung und dann wieder zurück. Das hat den Vorteil, dass man potentielle Konkurrentinnen immer im Blick hat oder eben auch „sich diese zur Überholung zurechtlegen kann“. Steffi groovt sich in einen 5:30er Schnitt. Spätestens zur Halbzeit beginnt das „fleißige Fressen“ der Läuferinnen, die ihre Pace nicht mehr halten können. Das motiviert zusätzlich, ebenso, dass am Büchenbacher Berg (gut 7km vor dem Ziel) doch etliche Männer eher wehleidig nur noch Gehen konnten. Dann naht das Ziel, letzte Kräfte werden mobilisiert, da ist dann auch noch ein Kilometer in 4:16min drin. Mit einer Marathonzeit von 3h46min finisht Steffi auf Platz 71 in der Gesamtwertung, als 4. in der Altersklasse/EM Wertung und als 2. in der DM. Neben diesem Podestplatz erfüllt sich Steffi den Traum, auf der Langdistanz die 11 Stunden zu unterbieten. 10h53min22sek stehen im Wettkampfprotokoll. Was für eine klasse Leistung, wenn man in Betracht zieht, welche Einschränkungen in den letzten 18 Monaten herrschten, bezogen auf Trainingsbedingungen, ausgefallene Wettkämpfe, dem Management der Familie (Homeschooling) und einen Mann (Jochen) der noch auf seinen Jahreshöhepunkt in 3 Wochen, den Spartathlon, hintrainiert.
Ich ziehe den Hut vor dieser Leistung, Steffi !