Es war ein Samstag, der 26.03.2022 – dieser Tag wird dem OCR-Team der X-Runners aus Jena noch lange in Erinnerung bleiben.
Pünktlich um 8.00 Uhr war Treffpunkt am Paradies in Jena, um gemeinsam mit dem Zug zum lang ersehnten 9. Getting Tough nach Rudolstadt zu fahren. Eigentlich findet dieser Wettkampf im Dezember statt, doch Corona machte uns 2021 wieder einmal einen Strich durch die Rechnung. Schon im Zug merkte man einigen die Anspannung vor dem ersten großen Wettkampf an. Man spürte aber in den Gesprächen untereinander, wie groß der Wille war, als Team nach ganz oben auf das Treppchen zu gelangen. Jedes noch so kleine Detail wurde miteinander besprochen um erfolgreich abzuschneiden. Für jeden Einzelnen stand fest – Ankommen muss das Ziel sein! Denn dieser Hindernislauf verlangt von den Wettkämpfern, bei einem der härtesten Rennen Europas, alles ab. Wasser, Schlamm, endlos wirkende Hindernisse und qualvolle 24 km standen nämlich auf dem Programm.
Am Zielbahnhof angekommen, wurden die restlichen Läufer/-innen in Empfang genommen. Alle klatschten sich ab und liefen gemeinsam zur Wettkampfarena. Dort inspizierten viele Teilnehmer die Strecke und nahmen einige Hindernisse genauer unter die Lupe. Neue Elemente wurden entdeckt und alte aus den Vorjahren vermisst. Man gab sich Tipps untereinander, wie die Hindernisse am besten, und vor allem auch so schnell wie möglich, zu überwinden sind. Um 9.45 Uhr ging es dann zu dem Startbereich an der Bleichwiese, wo sich tausende Besucher links und rechts des Starts aufreihten, um das Laufereignis des Jahres live mitzuerleben.
Nach einer kurzen Aufwärmphase, geleitet durch den Veranstalter, fiel genau um 10.20 Uhr der Startschuss zum Massenstart für ca. 1.600 Läufer/-innen.
Viele Läufer des X-Runners-Teams reihten sich ganz vorne ein, um möglichst gut loszukommen. Weg vom Start, gab es gleich das erste Nass der freiwilligen Feuerwehr, mit anschließendem Schlammbad im Wassergraben. Nach dem Wassergraben sah man als erstes den Vorjahressieger Charles Franzke und neben ihm unseren Teamleader Frank Hausmann, welcher Charles bis zu Kilometer 3 ein Stückchen begleiten durfte. Kurz dahinter befand sich Ronny Dorausch‑Seyfahrt, gefolgt von Austen Weilandt, welcher beim Sprint am Vorabend einen hervorragenden 4. Platz belegte. Anschließend folgte Yves Eberhardt. Weitere Starter für die X-Runners waren: Fabienne Schmidt, Nicole Krause, Tim Waldstädt, Andreas Urban, Florian Krainhöfner, Felix Gaube, Paul Gaube, Ralf Queißer, Andrè Ullsprenger (Gymshark), Jan Svoboda, Jerome Seidenstricker, Eric Seller und Oliver Götschett.
Ab jetzt galt es für alle ihre läuferischen Qualitäten unter Beweis zu stellen, denn endlos wirkende Höhenmeter standen auf dem Programm. Nach ca. 1h 10 min kam der Führende zum Wendepunkt an der Rudolstädter Papierfabrik. Ronny war zu diesem Zeitpunkt 5., Yves 7. und Frank auf Platz 9.
Bis zur Hindernisarena waren es noch 5 km. Einigen merkte man die Strapazen der zurückgelegten Kilometer jetzt aber deutlich an. Frank war zu diesem Zeitpunkt schon so gut wie am Ende mit seinen Kräften. Kein Wunder, lag er noch vor gut zwei Wochen mit fast 40°C Fieber im Bett. Doch wer Frank aus seiner langen Laufkarriere kennt, der weiß – Aufgeben ist für ihn keine Option!
Ronny kam als Erster der X- Runners zum 2. Mal an den Wassergraben, weiter auf Platz 6 liegend. Jörg Valentin – Lauftrainer bei den X-Runners – versorgte die Athleten mit wichtigen Informationen, was Zeiten und Platzierungen betraf. Genauso beobachtete er den Laufstil eines Jeden, um in den nächsten Trainingseinheiten Verbesserungen zu erzielen. Yves und Frank waren gleichauf. Etwas zurückgefallen, auf den Plätzen 12 und 13, fanden sich T. Waldstädt und A. Urban, dicht gefolgt von A. Weilandt.
Nach dem Wassergraben ging es in das ehemalige NVA Trainingsgelände. Doch dann eine Schrecksekunde für alle. Ronny lief mit einer riesigen Platzwunde am Kopf Richtung Schwimmbad. Was war passiert? Beim Durchqueren eines Hindernisses kam er am Ende zu schnell nach oben und schlug sich dabei den Kopf auf. Blutüberströmt, dachte jeder, das war`s. Doch Ronny setzt sich einfach die Badekappe auf und läuft weiter. Alle waren erstaunt von diesem Kampfgeist.
Und so langsam sieht man auch die anderen OCR´ler der X-Runners aus Jena am Horizont auftauchen. F. Gaube und Bruder P. Gaube sind F. Schmidt und F. Krainhöfner dicht auf den Fersen. Alle bewältigen den 2°C kalten Wassergraben und das NVA-Gelände mit Bravour. Wer sich jetzt dachte: „Ich habe es gleich geschafft!“, der sah sich getäuscht. Denn was jetzt auf alle noch im Feld Verbliebenen zukam, waren Muskelkrämpfe der ganz besonderen Art. Manche wünschten sich die Zeit zurückdrehen zu können. Im Minutentakt sah man Wettkämpfer/‑innen aus dem Wettbewerb ausscheiden. Aber nicht unsere Athleten, die mit einer ordentlichen Vorbereitung auf diesen Tag dem Ziel entgegen strebten. R. Queißer, A. Ullsprenger, J. (auch Pawel genannt) Svoboda, J. Seidenstricker und N. Krause, hielten trotz einiger Krämpfe wacker durch und trotzen den manchmal unüberwindbar scheinenden Hindernissen. Für einige Betrachter mag dies als machbare Aufgabe erscheinen, doch nur mit viel Fleiß und eiserner Disziplin kommt man hier ans Ziel.
An dieser Stelle auch ein ganz großes Kompliment an E. Seller und O. Götschett, die bis zum Schluss durchgehalten haben.
Im Spitzenfeld entwickelte sich ein Zweikampf zwischen Vorjahressieger und Lokalmatador Charles Franzke und dem Münchner Christian Röttger. Bis kurz vor dem Ziel lagen beide, in diesen für die Zuschauer packenden Duell, gleich auf. Am Ende hatte Charles knapp die Nase vorn. Herzlichen Glückwunsch an die Sieger !
Ronny, der seine Badekappe derweil abgelegt hatte, war mittlerweile nun in einem Tunnel angekommen. Unter den kritischen Augen seiner Frau nahm er Hindernis um Hindernis auf sich. Das Blut lief ihm mittlerweile über das ganze Gesicht. Den Zuschauern stockte zeitweise der Atem. Ronny ließ sich davon allerdings nicht stören. Er lief in einer Zeit von 2h 16min als 5. ins Ziel. Sofort hallte es durch die Mikrofone: ,,Sanitäter, Sanitäter!“, welche auch sofort zur Stelle waren. Nach der Erstversorgung ging es für ihn dann gleich zur weiteren Analyse der Verletzung ins Krankenhaus.
Yves kam mit einer Zeit von 2:20 Std. als 9. ins Ziel. In einem späteren Gespräch war er mit einer Platzierung in den „Top Ten“ zufrieden. Frank rettete sich von einigen Krämpfen geplagt über die Ziellinie und belegte den für ihn nicht ganz zufriedenstellenden 16. Platz in einer Zeit von 2:27 Std. T. Waldstädt beendete das Rennen in einer souveränen Zeit von 2:31 Std. auf dem 26. Platz. Vor allem A. Urban überraschte mit einer Zeit von 2:32 Std. und landete damit kurz hinter T. Waldstädt auf Rang 28. A. Weilandt, welcher am Tag zuvor zuvor Platz 4 bei dem „2 km Sprint at Night“ belegte, überquerte die Ziellinie in 2:33 Std. Sein Ziel war es, weiter vorne zu landen, doch der Wettkampf, den er am Vortag gleich zweimal bestritt, beraubte ihn seiner Kräfte. Auch wenn er mit sich selbst nicht wirklich zufrieden war, sagen wir: ,,Top Leistung!“. Durch seine Frau konnten wir noch in Erfahrung bringen, dass er sich mit ,,intensiver Hausarbeit“ auf die Wettkämpfe vorbereitet.
F. Krainhöfner, für den es sein 1. Getting Tough war, konnte es selbst nicht so recht glauben, denn in 2:38 Std. erreichte er Platz 52. Damit reihte er sich unter die hundert Besten ein. Er war so überwältigt, dass er kurze Zeit später mit einem Kasten Bier – dieser sollte nicht der letzte gewesen sein – um die Ecke kam, um gemeinsam anzustoßen.
Nun war es Zeit für unsere erste Frau im Ziel. Fabienne Schmidt belegte in der Wertung der Frauen mit 2:40 Std. den überragenden 2. Platz. Überglücklich feierte Sie ihren Podestplatz mit Teamkameraden und Freunden.
F. Gaube, der seinen an Krämpfen plagenden Bruder P. Gaube auf den letzten Metern verloren hatte, blieb leider unter seinen persönlichen Erwartungen und kam als 58. in 2:41 Std. an. P. Gaube, welcher erst vor einem halben Jahr am Meniskus operiert wurde, kam hinkend und mit einem krampfverzerrten Gesicht ins Ziel. Sein 107. Platz in der Zeit von 2:51 Std. stellte ihn am Ende aber zufrieden. R. Queißer und A. Ullsprenger kamen fast zeitgleich mit einer Zeit von 2:52 Std. als 114. und 116. ins Ziel. Auch J. Seidenstricker, der sich von J. Svoboda kurz vor dem Ziel noch abfangen ließ, war am Ende seiner Kräfte. Krampf um Krampf kämpften die beiden sich gemeinsam schlussendlich dann doch noch bis ins Ziel. Das gebührt unseren vollsten Respekt und fördert den vor allem den Teamgeist. Zu erwähnen ist noch, dass J. Svoboda mit 50 Jahren der älteste Starter der X-Runners-Familie aus Jena ist. Sein Training absolviert er fast täglich im Raum um Triptis, wo er seit langem zu Hause ist. Dabei reist der Kontakt nach Jena aber nie ab. Das Geheimnis seines guten Fitnesszustandes in so einem hohen Sportleralter wollte er uns aber nicht verraten. Es lässt nur vermuten, dass er viel auf Eisenbahnschienen trainiert.
Nicole Krause, die als 18. bei den Frauen in einer Zeit von 3:15 Std. im Ziel ankam, war glücklich es geschafft zu haben. Eric Seller (Platz 627 in 4:07 Std.) und Oliver Götschett (Platz 686 in 4:14 Std.) setzten den Schlusspunkt im X‑Runners‑Team. Der allerletzte Teilnehmer mit Platz 1.111 kam in einer Zeit von 5:50 Std. im Ziel an.
Bis zur Siegerehrung am Abend blieb nun noch genügend Zeit um das Erlebte angeregt auszutauschen. Gegen 15.00 Uhr tauchte Ronny auf einmal wieder auf. Er wurde im Krankenhaus mit 5 Klammern „zusammengetackert“.
Um 19.00 Uhr führte der Weg der Truppe dann ins Zelt zur Siegerehrung. Fabienne machte dabei den Anfang bei den X-Runners und nahm freudestrahlend ihre Urkunde samt Pokal entgegen. Nachdem die Einzelwertungen zu Ende waren, folgten die Teamwertungen. Insgesamt waren 55 Teams am Start. Was hier am Anfang unvorstellbar war, wurde jetzt wahr. Die Plätze 1 und 3 gingen an unsere OCR´ler X-Runners aus Jena. Das war der Lohn für die vielen schweißtreibenden Trainingsstunden, aufgerissenen Hände und Blasen an den Füßen. Auch Platz 9 ging an das Team 3 der X‑Runners. Vor allem sind wir stolz darauf, erwähnen zu können, dass sich Ronny, Yves und Frank für die diesjährige Europameisterschaft qualifiziert haben. Dieser Wettkampf findet vom 09.‑12. Juni 2022 in Val di fiemme (Italien) statt.
Allen Athleten gebührt unsere Hochachtung. Was ihr geleistet habt, war einfach überragend!
Natürlich ist dabei auch der Veranstalter, welcher uns dieses tolle Ereignis erst ermöglicht hat, nicht zu vergessen. Vor allem den zwei Brüdern Ertelt/Kalinowski möchten wir ein großes „Dankeschön!“ für diese gewagte, aber am Ende auch sehr gelungene Veranstaltung aussprechen – mussten auch sie in den letzten beiden Jahren Rückschläge hinnehmen. Doch wie bei jedem Sportler mit Herzblut, sind beide immer wieder aufgestanden und haben weiter gemacht – Danke dafür!
Bis in die frühen Morgenstunden wurde in dem mit 3. 000 Besuchern (in der Spitze) gefüllten Festzelt gefeiert, getanzt und gesungen. Wir hoffen, dass allen Beteiligten dieser Tag noch lange in Erinnerung bleiben wird und es neue Motivation für die anstehenden Wettkämpfe gibt.
Bis bald!
Die X-Runners aus Jena