X-Runner Flo ist Deutschlands zweitschnellste Ratte

Am 7. Mai nahm unser X-Runner Flo, an der Rats-Run-Serie beim „Battlefield Bühlertann“ teil. Dies war bereits sein vierter Start bei diesem besonderen Laufevent, jedoch hatte er sich bisher nur der “ bescheidenen “ 10-Kilometer-Distanz (eine Runde) gestellt. Doch dieses Wochenende sollte alles anders sein, denn Flo hatte sich zum ersten Mal für die Kategorie „Hard Boys“ angemeldet und wollte die anspruchsvolle Strecke von 20 Kilometern (zwei Runden) bezwingen. Ursprünglich hatte er vor, in Bühlertann nur die 10 Kilometer zu rocken. Doch da er sich zu spät angemeldet hatte, hätte er in Startgruppe 7 beginnen müssen, was bedeutet hätte, dass er nicht mehr vorne mitspielen könnte. Also entschied er sich für die 20 Kilometer, denn dafür war Startgruppe 1 reserviert. Mit einer optimalen Trainingsphase im Rücken war er bereit, sich neuen Herausforderungen zu stellen.

Die Rennstrecke in Bühlertann hatte für Flo eine besondere Bedeutung, denn genau dort hatte er vor einigen Jahren seine Leidenschaft für das Laufen entdeckt, als er noch in Schwäbisch Hall seine Bahnen zog. Im Jahr 2016 hatte er diesen Lauf sogar einem guten Freund zum Geburtstag geschenkt. Seitdem hatte Flo bei den X-Runners trainiert und sehnte sich danach, zu dieser besonderen Strecke zurückzukehren.

Flo hatte sich in den letzten Monaten vor allem auf schnelle Straßenläufe konzentriert und beeindruckende persönliche Bestzeiten über 10 Kilometer (36:13 min) und den Halbmarathon in Berlin (1:18:53 h) erzielt. Doch im Gelände war er nicht so geübt und hatte kaum Trail-, Berg- oder Hindernisvorbereitungen absolviert.

Es kam, wie es kommen musste, Flo startete viel zu schnell und sein Puls erreichte bereits nach drei Kilometern das Niveau seines Zielsprints in Berlin. Doch er konnte sich ab Kilometer 4 wieder disziplinieren und das Tempo etwas zurückschrauben. Obwohl er den ersten Platz noch bis zum siebten Laufkilometer in Sichtweite hatte, war ihm bewusst, dass es unwahrscheinlich war, ihn einzuholen. Immerhin hatte der Spitzenläufer in den letzten Jahren stets die 10-Kilometer-Distanz gewonnen.

Flo blieb jedoch fokussiert und konzentrierte sich auf sein eigenes Tempo. Er kämpfte sich tapfer bis zum neunten Kilometer durch und konnte dann wieder etwas an Geschwindigkeit zulegen. Der Zielbereich zwischen den Runden war einzigartig und voller Hindernisse. Mit der Unterstützung der Zuschauer meisterte Flo alle Hindernisse mit Leichtigkeit und Eleganz, immer im unverwechselbaren X-Runners-Stil. Doch dann kam die zweite Runde und mit ihr die unaufhaltsame Erschöpfung.

Runde 1 absolvierte Flo in sagenhaften 58 Minuten, doch Runde 2 forderte ihren Tribut und kostete ihn 1 Stunde, 5 Minuten und 23 Sekunden. Diese Zeiten allein sprechen bereits Bände. Flo spürte den Unterschied deutlich. Und es begann erneut mit einem atemberaubend steilen Anstieg. Neben vergleichsweise vielen künstlichen, aber dennoch einfachen Hindernissen (Wassercontainer, Reifen, etc.), gepaart mit einer Vielzahl natürlicher Hindernisse (Schlammhügel, Fluss- und Wassergräben, etc.) war die Strecke geprägt von vielen Höhenmetern. Auf den 20 Kilometern waren etwa 500 bis 600 Höhenmeter zu überwinden. Es ging ständig steil bergauf und bergab, wobei Flo sich oft an Seilen an Bäumen festhalten musste und von der ortskundigen Feuerwehr dauerhaft nass gespritzt wurde. Während er sich in der ersten Runde noch wie eine Gazelle fühlte, musste er in der zweiten Runde jeden einzelnen Meter regelrecht erkämpfen. Die ständigen Auf- und Abstiege, die folgten, raubten ihm schnell die Luft.

Dann kam er erneut zu der Hindernisstrecke bei Kilometer 14, genau wie zuvor bei Kilometer 4, im BMX-Park. Gerade noch hatte er den Bühler-Fluss durchquert, war durch ausgehobene Wassergräben gekrochen und hatte alle üblichen Hindernisse überwunden. Zu diesem Zeitpunkt war ihm klar, dass sein einziges Ziel war, lebendig (um auf den zweiten Podestplatz zu steigen!) die Ziellinie zu überqueren. Ab Kilometer 14 begann für ihn der „Überlebenskampf“. Die letzte Wasserstelle bei Kilometer 15, auf die er sich so gefreut hatte, musste er auslassen, da dort bereits zahlreiche Teilnehmer des 10-Kilometer-Hauptlaufs Schlange standen. Nach dieser Entscheidung wäre ihm fast der Kopf abgefallen – aber nur fast!

Nur noch 4 Kilometer bis zum Ziel und Flo spürte bereits, dass bei jeder ruckartigen Bewegung Krämpfe durch seine Beine zogen. Also musste er erneut das Tempo etwas drosseln und die natürlichen Hindernisse so ruhig und kontrolliert wie möglich bewältigen. Dabei war er natürlich von Panik getrieben, dass der Dritte von hinten aufholen könnte. Von dieser Panik angetrieben und fest entschlossen, seine Platzierung um jeden Preis zu verteidigen, kämpfte er sich über die Biker-Strecke, über den letzten matschigen Hügel und durch das Hindernisfinale ins Ziel. Dort brach er dehydriert, nur 10 Meter hinter der Ziellinie zusammen.

Seine letzten Reserven nutzte Flo, um sich zu freuen, denn er gab den zweiten Platz nicht mehr her und hatte sein Ziel erreicht. Glückwunsch zum Erfolg!!! Diese Leistung war absolut kein Zuckerschlecken, oh nein, sie kam nicht von ungefähr. Was für eine Grenzerfahrung! Der Halbmarathon in Berlin, der bereits am absoluten Tempolimit stattfand, war nichts im Vergleich dazu.