Aus einer Idee während des Vereinstraining mit Jörg Valentin entstanden, wagten sich am letzten Oktoberwochenende vier X-Runners Damen – Wanda Burzik, Manuela Hartung, Anke Förste und Dorothee Thomas – beim 24. Dresden Marathon auf die Straße, für uns Trail-Staffel-Läufer nicht unbedingt das nahe liegende Laufevent.
Dresden, als einzige deutsche Stadt auf der Liste der internationalen „Places to be“ 2024 der New York Times, sollte für uns Premiere im Straßen(staffel)lauf werden.
Gelaufen wurde auf der originalen Marathonstrecke, also über 42,195 Kilometer, aufgeteilt in vier Teilstrecken, von der Pieschener Allee startend vorbei an Barock und Natur, durch Dresdens Altstadt, den Großen Garten und entlang der Elbe. Die Etappen waren schnell verteilt mit Wanda auf Etappe 1, Manu auf Etappe 2, Anke plante die 3. Etappe und Doro die 4. Etappe für sich ein. Kaum einer von uns hatte Erfahrung mit großen Stadtläufen auf Asphalt. Dementsprechend „grob“ waren unsere Zeitplanungen und die avisierte Zielzeit. Spaß sollte das gemeinsame Event machen und verletzungsfrei wollten wir bleiben. Zwei Wochen vor dem Termin kam die Mitteilung des Veranstalters, dass der Einsturz der Carolabrücke Änderungen im Streckenverlauf und damit auch bei denEtappenlängen und Wechselstellen erforderlich machten. Unsere Planung konnten wir damit erstmal vergessen.
Wanda und Manu reisten bereits am Samstag an. Manu wurde begleitet von Uli, ihrem persönlichen Assistenten, Fotograf, Pressereferenten und in erster Linie Lebensgefährten. Anke und Doro kamen am Sonntag früh nach und waren auf dem Weg zum Treffpunkt mit Wanda in der Nähe des Internationalen Congress Center (ICD) am Ostraufer schon einigermaßen beeindruckt von der Größe des Startbereichs. Pünktlich um 10:30 Uhr startete Wanda zusammen mit 6.500 Halbmarathon-, Marathon- und Marathon-Staffelläufern auf ihrer ersten Etappe mit 13,4 km. Völlig unbeeindruckt von der Masse an Läufern, den vielen Zuschauern und den Samba-Bands entlang der Strecke, legte Wanda gleich mal los und einen Fabellauf in einer Zeit von 59:56 Minuten hin.
Während des Laufs von Wanda machte sich Doro zu Fuß und mit Straßenbahn auf zur Wechselstelle an der Gläsernen Manufaktur. Manu hatte sich direkt an die Wechselstelle begeben und den Start von Wanda verpassen müssen, da die Zeit sonst zu knapp geworden wäre, um rechtzeitig am Wechsel mit Wanda zu sein. Als Doro an der Gläsernen Manufaktur ankam, war von Manu weit und breit nichts zu sehen. Die Zeit wurde immer knapper, Wanda sollte gleich da sein, nur Manu war es nicht. Kurz bevor Wanda eintraf, war dann auch Manu am Start. Natürlich ist Manu dagewesen. Sie hatte sich nur abseits vom Trubel erwärmt, das Geschehen dabei aber immer im Blick.
Der Wechsel von Wanda auf Manu klappte bestens. Es ist gar nicht so einfach, den „Staffelstab“ – in diesem Fall ein Transponder mit Klettverschluss, der am Fußgelenk getragen werden musste – schnell „zu übergeben“. Manu, unsere Mittelstrecklerin, lief ihre Etappe von 7,2 km schnell an. Das Tempo war hoch, so hoch, dass sie fast am Abzweig zur Wechselstelle mit Anke an der Waldschlößchenbrücke vorbeilief. Wie gut, dass es Streckenposten gibt! Mit einer Etappenzeit von 32:46 Minuten brachte sie uns zwischenzeitlich auf Platz 2, was wir zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht wussten.
Die Wechselstellen waren nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen oder zu Fuß. Da wir wussten, dass ab 10.30 Uhr die Straßenbahn, die Anke zu ihrer Wechselstelle bringen sollte, nicht mehr fuhr, hatte sich Anke kurz vor dem Start schon auf den Weg zu ihrer Wechselstelle an der Waldschlößchenbrücke gemacht. An der Haltestelle war aber so ein Wuling, dass Anke nicht zusteigen konnte und die Bahn ohne sie davon fuhr. Leider war es die letzte Bahn vor der Unterbrechung. Da die Zeit immer knapper wurde, bestieg Anke irgendeine Bahn, die in Richtung Waldschlößchenbrücke fuhr und legte die letzten 3 km zu Fuß zurück. Auch eine Variante, um sich einzulaufen.
Anke hatte durch die Streckenänderung wohl die undankbarste Etappe erwischt. Erst wurden von 12,2 km 13,9 km, dann waren auf der Goetheallee und auf dem Käthe-Kollwitz-Ufer zwei „Wendestrecken“ zu laufen. Wenige Zuschauer und ohne musikalische Unterstützung musste sie allein gegen Wind und den eigenen Schweinehund ankämpfen. Vielleicht war es ja der lange „Erwärmungsmarsch“ gewesen, der sie antrieb, dass sie letztlich ihre geplante Laufzeit um 4 Minuten unterbot und nach 1:11:38 Minuten an der Gläsernen Manufaktur auf Doro wechselte.
Doro hatte noch 7,7 km bis zum Zieleinlauf am Maritim Hotel vor sich, entlang des Terrassenufers, durch die Altstadt und an der Frauenkirche vorbei. Alle paar 100 m trommelte eine Samba-Band oder dröhnte es aus einer Partybox. Die Zuschauer und die Musik pushten. Die Stimmung war grandios. Auf Höhe der Semperoper, ca. 500 m vor dem Ziel warteten schon Wanda, Manu und Anke und feuerten lautstark an. Gemeinsam liefen wir vorbei an Massen an Zuschauern nach insgesamt 3:23.18 Minuten ins Ziel. Was war das für ein schönes Gefühl! Als dann auf der Anzeigetafel noch der 3. Platz aufleuchtete, konnten wir es nicht fassen. Was haben wir uns gefreut. Vor lauter Euphorie über unsere Platzierung und Fotos hier, Fotos da, u. a. mit Marius, einem weiteren X-Runner, der sich auf die Halbmarathonstrecke wagte, haben wir glatt die Siegerehrung verpasst. Wir durften schlussendlich doch noch auf Bühne, allein, mit Fanfare und Musik und allem drum und dran. Eine sehr nette Geste des Veranstalters und ein wirklich schöner Abschluss eines tollen, aufregenden Tages.