Nach der erfolgreichen Marathonfrauenstaffel im Oktober letzten Jahres in Dresden, waren wir für diese Disziplin angefixt und wurden durch die Werbung des Veranstalters auf eine Marathonstaffel, beim ersten wiederauferlegten Chemnitzmarathon seit 1989, anlässlich des Chemnitzer Kulturhauptstadtjahres 2025 aufmerksam. Es scheint insgesamt so, als ob sich Staffelläufe rund um eine City-Marathonveranstaltung immer größerer Beliebtheit erfreuen.
Wegen Wettkampfüberschneidungen, u.a. auch der ein Tag vorher stattfindende Rennsteiglauf oder auch aus privaten Gründen, blieb jedoch nur Anke von dem Dresdner Frauenteam übrig. Daher nahm sie es in die Hand eine Staffel zusammenzustellen, was sich jedoch auch oder vor allem wegen zahlreicher X-Runner-Starter bei dem berühmtesten und größten Crosslauf Europas etwas schwierig zu gestalten schien. Unser Neuzugang Stephanie, seit 6 Monaten beim wöchentlichen Bahntraining mittlerweile ambitioniert dabei, signalisierte schnell Laufbereitschaft. Jedoch insgesamt noch 2 weitere Mädels für eine Frauenstaffel zu rekrutieren war relativ schnell ausgeschlossen. So blieb dann noch die Hoffnung eine Mixed-Staffel zu melden und dafür 2 passende Männer für die jeweils 10,6 km lange Laufstrecke durch die Chemnitzer Innenstadt zu finden. Trotz vollem Wettkampfkalender hat zum Glück Marius angebissen und um das Team zu komplettieren, konnte Anke aus ihrem Freundeskreis Marcel gewinnen. Somit bestand die Staffel aus geschlechtsgerechter 2:2 Verteilung, obwohl seitens des Veranstalters auch Teamkonstellationen von 3 :1 für die Mixed-Wertung gemeldet werden konnten.
Anke übernahm die Gesamtlogistik mit Anmeldung und An-und Abreisegestaltung, verteilte die Etappen, plante Lauf- und Wechselzeiten. Stephanie reiste bereits 1 Tag vorher an, verschaffte sich einen Überblick über den Start und Wechselbereich und holte in aller Ruhe die Wettkampfunterlagen inklusive dem Transponder, ungewöhnlicher und besonderer Weise als echten Staffelstab wie in der Leichtathletik verwendet wird, ab. Für das restliche Team hieß es zum Sonntag: „…der frühe Vogel…“. 6 Uhr Abfahrt in einen erstmal verregnet angekündigten Tag.
Mehr als 8000 Läufer hatten sich für insgesamt fünf verschiedene Distanzen angemeldet und sogar wie vom Sprecher ausdrücklich hervorgehoben und interviewt: einige davon nahmen sogar tatsächlich am Tag zuvor am Rennsteiglauf teil, um sich hier in Chemnitz dieser sehr ambitionierten oder sprichwörtlich „irren“ Doppelbelastung zu stellen. Nur ein X-Runner zählte diesmal nicht zu den ganz „Verrückten.“ 😉 Für die Staffelwertung sollten 97 Mixed-, 49 Männer-, 23 Frauenstaffeln sowie in der extra Wertung für den Hauptsponsor 12 Sparkassenteams an den Start gehen. Im Gegensatz zu Dresden waren die Etappen mit 4 x 10,6 km gleich verteilt und die Wechselzonen befanden sich alle beim Start- und Zielbereich auf dem Marktplatz. Das erleichterte uns die Logistik ungemein und auch für den Teamspirit konnten wir bei jedem Wechsel füreinander da sein. Der Streckenverlauf der ersten und dritten Etappe ging entlang der historischen Marathonstrecke zum Stadtpark und unterhalb der Villa Esche vorbei. Die zweite und vierte Etappe ging zum Schlossteich, danach mit einigen Höhenmetern versehen zur Küchwaldbühne und der Bunten Esche sowie unterm Marx-Monument zurück zum Start/Ziel Bereich.

Stephanie durfte als Erstes ran und teilte ihre Aufregung mit der spannungsgeladenen Startatmosphäre von gleichzeitig mit auf die Strecke gehenden ca. 1200 Marathonläufern. Ziel war es, die Erfahrung von der eine Woche vorher mitgelaufenen Etappe bei der Schillerstaffel mitzunehmen und zu verbessern, … nämlich den ersten Kilometer unbedingt trotz aller Euphorie und Ehrgeiz ruhig anzugehen, um danach ein ausgeglichenes Tempo zu finden. Der Plan schien aufzugehen. Bereits bei Kilometer 4 war klar, Stephanie hatte ihren Rhythmus und Tagesform gefunden, das Tempo passte gut und konnte gehalten werden. Ab Kilometer 8 gab Marius zusätzlichen Support für den Endspurt und lief für die letzten zwei Kilometer an Stephanies Seite mit. Am Ende standen für 10,6 km 57:10 min auf der Uhr. Neue persönliche Bestzeit und gleich motivational angestachelt beim nächsten Lauf unter 57min zu kommen. Dem fröhlichen Trainieren und Schweinehund überwinden steht also nix im Wege.

Ganz nach dem Motto „Ladies First“ war für Anke gleich die zweite Etappe angesetzt. Den Staffelstab von der überglücklichen Stephanie in Empfang genommen, fand Anke schnell ihr Tempo. Zudem half es, dass sie sich bei so vielen Teilnehmern immer im Windschatten von einem Überholvorgang zum nächsten hangeln konnte. In diesem Flow überlief Anke nicht nur Marathonläufer, sondern auch jede Menge Staffelstabträger, so dass wir insgesamt viele Plätze nach vorn gelaufen sind, denn überholt wurde sie tatsächlich nicht ein einziges mal. Trotz digitaler Technik per Handy oder Anzeigetafel hatten wir zum Wechsel auf Marcel noch keinen Überblick über unsere Position oder die der anderen Staffeln.

Für Marcel war es erstmals eine so große Laufveranstaltung, daher die Aufregung und Nervosität entsprechend groß. Vor allem die Sorge sich auf der Strecke zu verlaufen, konnte Marcel bis zum Schluss nicht ganz ablegen. Aufmunternde Worte vom Team, …“solange wir nicht in Führungsposition rennen, hast Du immer jemanden bei der Menge der Teilnehmer insgesamt vor Dir auf der Strecke“ sorgten für etwas Erleichterung und Erheiterung. Zudem der Eindruck von Etappe 1 und 2, dass die Organisatoren alles gut abgesperrt, markiert oder mit Streckenposten und bisweilen auch viele Zuschauer sowie Musikacts bestückt hatten, boten genug Sicherheit. Weder Zuschauer noch musikalische Unterstützung hatte Marcel bewusst wahrgenommen, weil er hochkonzentriert im „Tunnel“ fast geflogen, statt nur gerannt ist. Auch er wurde von niemandem überholt, sondern hat nochmals einige viele Plätze nach vorn gut gemacht.

Überflieger Marius ging für die letzte Staffeletappe für uns ins Rennen. Wortwörtlich musste er sich auf den ersten Kilometern seiner Strecke an den vielen Teilnehmern des kurz vor seinem Wechsel gestarteten 10 km Laufs vorbei schlängeln. Dies war an manchen Stellen des schmalen Weges nicht ganz so einfach und daher fand Marius nicht gleich in sein gewohnt zügiges Tempo, weil eigentlich eine raumgreifende Schrittfrequenz zu seinem prägnanten Laufstil gehören. Er selber sagte im Anschluss: „Ich glaube ich habe die letzten 10 Jahre nicht so viele Personen überholt wie heute binnen 20 Minuten.“ Obwohl wir im Ziel immer noch keine Orientierung zu unserer Platzierung hatten, lief Marius in gefühlter Siegerpose mit erhobenen Armen durch den Zielbogen. Für jeden von uns gab es sowieso eine Finishermedaille und so fühlten wir uns gemeinsam wie Sieger, unser Bestes gegeben, stolz und zufrieden unseren aufgestellten Zeitplan eingehalten, ja sogar um einige Minuten unterboten zu haben.
Weder auf der Zielanzeigetafel, noch im Internet sind wir aus der Ergebnisliste schlau geworden, auf welche Platzierung wir nun schlussendlich gelaufen waren. So wichtelte uns Doro, die offensichtlich das Rennen via Internettrack verfolgt hatte, wir hätten uns mindestens Platz 3 erkämpft. Etwas unschlüssig, aber voller Hoffnung spazierten wir daher zur unmittelbar anschließenden Siegerehrung, obwohl wir bis zum Moment der Ehrung nicht wussten, ob es wirklich fürs Podest gereicht hatte. Als Platz 3 ausgerufen wurde, machte sich kurz Enttäuschung breit. Die Mannschaft war jedoch nicht zugegen und so rief der Sprecher durch das Mikrofon zügig die 2. plazierte Mixed-Staffel auf die Bühne: Team X-Runners mit einer Gesamtzeit von 3:13:21 Std.!
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH !!!






