Vierter Sieg in Folge für X-Runners I auf dem Rennsteig

Ein weiteres Mal sind wir mit dem Ziel Titelverteidigung angereist. Schon im Vorfeld war zu hören, dass bei der voraussichtlich letzten Auflage des Staffellaufes in diesem Format, den Rennsteig komplett von West nach Ost zu bewältigen, sich auch andere Teams mit Platz 1 im Geschichtsbuch verewigen wollen. Das bestätigt mir Alexander Fritsch am Morgen kurz vor 6 Uhr am Start, der heute den Rennsteiglaufverein coacht. Nicht nur bei mir kommt Wehmut auf, als der Starter den letzten Start in Hörschel ankündigt und dann von 10 laut bis zum Schuss runtergezählt wird. Philipp Müller wird uns in diesem Jahr in Rennen bringen. Eigentlich war er später am Tag vorgesehen und hat erst Anfang der Woche von seinem Glück erfahren. Er springt für Willi ein, der sogar die erste Etappe Probe gelaufen war und dem erst hinterher ihm einfiel, dass ja Freitagabend seine Abiturienten noch ihren Abschluss feiern und dann eher eine spätere Etappe für ihn sinnvoll wäre. Das war wohl ein anstrengendes Schuljahr 🙂

Peter Michalak ist mit dem Rad schon die erste Rampe vorgefahren und nimmt dann Philipp in Empfang. Das Feld hat sich an der Spitze schnell auseinandergezogen, so dass die führenden Läufer auch schon allein bzw. mit ihrem Radbegleiter unterwegs sind. An der Hohen Sonne warten wir gespannt auf den Führenden. Nach knapp 55 Minuten kommt der Läufer vom Rennsteiglaufverein, gute 3 Minuten zurück reicht Philipp den Transponder zu Gabriel, der seine Etappe aus den beiden Vorjahren bestens kennt.

Natürlich wollen wir den Vorsprung auf den Verfolger auch messen. Welch eine Überraschung: keine 2 Minuten später taucht ein weiteres X-Runners Trikot auf. Unser Youngster Theo übergibt unser zweites Männerteam keine zwei Minuten zurück auf Platz 3. Das ist doch ein Statement.
Gabriel arbeitet sich in seine Etappe hinein. Er hat aber heute auch etwas mit seinem Bauch zu kämpfen. Trotzdem verliert er nur 30 Sekunden auf die Spitze. Am kleinen Inselsberg schickt Chunky, unseren schottischen Haudegen ins Rennen. Zur Schillerstaffel vor einigen Wochen musste er nach der Erwärmung verletzt passen. Trotzdem hat er sich auf die Rennsteigstaffel als Ersatz vorbereitet und ist letztlich für Thomas noch kurzfristig eingesprungen. Peter übergibt die Radbegleitung an Harald. Die Etappe bis zur neuen Ausspanne ist zwar eine der kürzesten. Es gibt aber immer wieder bissige Anstiege und herausfordernden Untergrund. Chunky kommt solide durch. Auch wenn weitere 5 Minuten zum Spitzenteam (mit Marcel Krieghoff) verloren gehen, die Wade hat gehalten und er hat wirklich alles aus sich herausgeholt. Jetzt übernimmt Marius „den Staffelstab“. Gut 9 Minuten beträgt nun der Rückstand auf ganz vorn. Das ist in Anbetracht der noch folgenden Etappen immer noch nicht viel, aber trotzdem ein Statement des Rennsteiglaufvereins.

Marius, der seine Etappe bestens kennt und gut in Form ist, geht so fix an, dass Harald am Sperrhügel kurz abreißen lassen muss. Aber runter zum Wachsenrasen ist die Lücke schnell zugefahren und er kann Marius wieder motivierend begleiten. Von diesem Wechselpunkt mit dem Auto zum Grenzadler ist eine Herausforderung, wenn man den Wechsel erleben will. Peter ist mit Niklas aber direkt vom kleinen Inselsberg zum Grenzadler durchgefahren, so dass unser 5. Läufer in jedem Fall rechtzeitig am Start ist. Tatsächlich schaffen wir es auch zwei Minuten vor dem Wechsel. Die führende Staffel ist bereits durch. Aber es dauert nicht mehr lange, dass Harald auf dem Rad ins Sichtfeld kommt und gleich dahinter Marius. Er hat dreieinhalb Minuten gut gemacht und setzt auf dieser Etappe die Bestzeit am Tag. Klasse.

Im Bild ist schön festgehalten, wie konzentriert Niklas die Hände öffnet, um den Transponder sicher zu fassen. Und ab geht es auf die Königsetappe über den höchsten Punkt des Thüringer Waldes (Großer Beerberg). Im Sattel in der Begleitung ist nun wieder Peter, Harald übernimmt das Begleitfahrzeug. Ab dem Grenzadler müssen wir zu den nächsten Wechselpunkten nicht mehr ins Tal. Das gibt die Möglichkeit, auch unterwegs nochmal an der Strecke zu schauen.

Kurz vor der Schmücke macht Peter den Daumen hoch. Das passt, weil Niklas bereits über zwei Minuten nach vorn aufgeholt hat. Jetzt bloß aufpassen. Es geht bergab in einen verwurzelten und steinigen Trail. In Allzunah ist nun das weitere Teamfahrzeug mit den Läufern der zweiten Hälfte eingetroffen. Thomas Häusler ist auch mit dabei, um das Team zu unterstützen. Er war bisher durchgängig 16 Mal für uns am Start und musste diesmal verletzt passen. Aber er will sich das Spektakel nicht entgehen lassen und unsere Jungs ordentlich pushen.

Spannend ist die Frage, wer als erster in Allzunah aus dem Wald kommt. Es ist der Rennsteiglaufverein, der führend zur Etappen-Halbzeit übergibt. Aber weniger als eine Minute später rollt bereits Peter ins Blickfeld, unmittelbar dahinter kommt Niklas. Nach dieser Energieleistung und nochmal 2 Minuten schneller als im Vorjahr auf seiner Etappe hat er die Schlagdistanz nach ganz vorn wieder hergestellt. Er schickt Bjarne ins Rennen, der vor zwei Jahren auf dieser schweren Etappe und bei Hitze eine Wahnsinnsleistung abrief.

Harald wird nun bis unterhalb vom Triniusstein mitfahren. Dort oben wartet dann Peter mit dem Rad. Ihn haben wir mit Zeitpuffer unten am Parkplatz abgesetzt, damit er in Ruhe den Kilometer über die verblockte Freifläche nach oben kommt. Aber zurück zum Renngeschehen. Bjarne läuft auf den ersten zwei Kilometern den Rückstand zu und überholt zu ersten Mal. Beim Trinken kurz darauf verschluckt er sich, muss kurz stehen bleiben und wird wieder passiert. Das kleine Missgeschick blendet er schnell aus und greift erneut an. Diesmal klappt es und der Vorsprung wächst Meter um Meter.

Am Parkplatz unterhalb der Triniusbaude ist der Vorsprung bereits eine gute Minute angewachsen. Diese frohe Botschaft geben wir Peter per Telefon durch, der ja bereits oben auf unseren nun führenden Läufer wartet. Bjarne hat jetzt echt zu kämpfen, wie alle auf diesem Stück der Hitze durch direkte Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind. Er zieht die letzten 2,5 Kilometer durch und am Wechselpunkt in Masserberg werden jetzt die X-Runners erstmals in Führung liegend angekündigt. Franz steht nun bereit.

Vor ihm liegt nun ein knapper Halbmarathon bis Neuhaus mit einigen harten Anstiegen und auch Trail-Passagen. Mit Peter in der Radbegleitung hat er aber beste Unterstützung und den Motivator an seiner Seite. Auf der Strecke läuft er sich eine dicke Blase, die dann förmlich den Laufschuh ausbeult. Das hindert ihn aber nicht, eine Pace von 3:41 min/km zu laufen und den Vorsprung um weitere 4 Minuten (auf fünfeinhalb Minuten) auszubauen.

Jetzt kann Willi, unser „verpeilter Lehrer“, zeigen, was in ihm steckt. Tatsächlich hat die Abiturfeier am Vorabend keine Spuren hinterlassen. Die knapp 14 Kilometer bis zur Schildwiese hat er bereits nach gut 49 Minuten abgespult und damit weitere drei Minuten zum Vorsprung addiert. Aus Erfahrung wissen wir aber bestens, dass auch jetzt noch blöde Dinge passieren können. Also gilt für Florian, im Vorjahr noch Schlussläufer, jetzt vollste Konzentration. Harald wird ihn auf dem Rad entsprechend unterstützen.

Sicher wird der Transponder weitergereicht. Die 16 Kilometer bis Brennersgrün sind vom Profil nicht schwer. Aber es gibt lange, gerade Passagen mit einigem Asphalt unter den Füßen. Nur knapp über eine Stunde dauert es und Flo trifft am letzten Wechsel ein. Mit über 11 Minuten Vorsprung dürfte nun nach hinten nix mehr anbrennen. Spannend ist einzig die Frage, ob die in Führung liegende Mixed-Staffel (Oßwald Ski-Mix), die eine Stunde früher ins Rennen ging, noch einzuholen ist.

Das ist nun die Challenge von Theo, dem nach der Startetappe im Vorjahr nun das Finish zuteil wird. Etwa 4 Minuten wären nach vorn zuzulaufen. Und das hat Theo dann auch bis knapp nach Halbzeit auf seiner Etappe geschafft. Ab Schlegel geht es nun nur noch bergab, zum Teil auf gemähten Wiesenstreifen. Also weiter volle Konzentration und dabei auch die Anfeuerung der Einheimischen in diesen letzten Orten an der Strecke genießen. Und dann kommt der grandiose Zieleinlauf in Blankenstein nach 10 Stunden 47 Minuten und 46 Sekunden.

Gut zwei Minuten später erreichen Oßwald Ski-Mix die Ziellinie. Auf den ärgsten Verfolger in der Männerwertung, der Rennsteiglaufverein, konnten wir gut 20 Minuten Vorsprung herauslaufen. Es ist für alle Beteiligten ein überwältigendes Gefühl, diesen Coup nun zum vierten Mal in Folge gelandet zu haben. Das Steinchen wird dann gemeinsam von der Selbitz-Brücke ins Wasser geworfen.

Es bleibt nun etwas Zeit, sich zu sortieren und die Ankunft unserer anderen Teams zu erwarten. Gleichzeitig beginnt auch mit anderen Teilnehmern im Zielbereich die Diskussion, vielleicht doch noch Wege zu finden, den Staffellauf in diesem Format am Leben zu erhalten. Wir werden uns als Verein dafür stark machen.
Unserer kleinen Intervention, die Siegerehrung für die Männer etwas zu verschieben, wird stattgegeben, damit wir kurz nach 20 Uhr unsere erfolgreichen Ladies noch gemeinsam mit unserem zweiten Männerteam und mit La-Ola auf einem fantastischen dritten Platz begrüßen können. Welch ein toller Tag für unseren Verein!

Unser Dank gilt auch wieder allen Helfern an der Strecke, die das Rennen erneut zu einem unvergesslichen Erlebnis machten. Dazu die Bitte und der Appell an die Organisatoren: bitte denkt nochmals darüber nach, dieses einmalige Wettkampfformat am Leben zu erhalten.